Freitag, 20.04.2012: Die Nacht verläuft sehr unruhig. Da ist zunächst unsere eigene Unruhe, ob man uns hier in Frieden lassen wird. Später kommen Regen und ein mächtiger Sturm dazu, der uns ordentlich durchschüttelt. An Schlafen ist da kaum zu denken. Am frühen Morgen steht dann auch noch ein Gewitter direkt über uns. Da wir an exponierter Stelle auf einer Klippe stehen, bekommen wir beide ein mulmiges Gefühl und fahren im Schlafanzug die wenigen Kilometer bis zum Parkplatz an der Ruinenstadt Butrint. Hier legen wir uns wieder hin und können tatsächlich noch fast 3 Stunden schlafen. Diese Nacht ist trotzdem irgendwie gebraucht und wir sind nicht wirklich erholt, als wir um 09:30 Uhr aufstehen. Dafür sind wir erstaunt, dass uns der Tag nach dieser grausigen Nacht mit blauem Himmel und Sonnenschein begrüßt. Wenigstens können wir jetzt unser Ziel Butrint zu Fuß erreichen. Den Eintritt können wir in Euro bezahlen und machen uns auf den Weg. Butrint war von der Antike bis ins Mittelalter von unterschiedlichen Völkern besiedelt. So präsentiert die Ruinenstadt Butrint heute eindrucksvolle Denkmäler und Ruinen der einzelnen Kulturkreise. Die auf einer Halbinsel im Süden Albaniens gelegene Stadt wurde Vergil zufolge von Flüchtlingen aus Troja gegründet. Wahrscheinlich ist es allerdings, dass die ersten Siedler Kolonisten aus Korfu waren. Zurzeit von Christi Geburt wurde der Ort römisch. Als er schließlich unter byzantinische Verwaltung geriet, erlebte das inzwischen zum Bistum erhobene Butrint seine eigentliche Blütezeit. Seit dem 15. Jh., nach der Besetzung durch die Venezianer, begann sich dann allmählich der Niedergang der Stadt abzuzeichnen. Bei Ausgrabungen in und um Butrint wurden Denkmäler freigelegt, die interessante Einblicke in jede einzelne Periode der wechselhaften Stadtgeschichte vom 4. Jh. vor Christus bis zum 19. Jh. gewähren. Neben den Überresten mehrerer mittelalterlicher Gebäude entdeckte man auch die Ruinen der antiken Siedlung. Am Hang und im heutigen Uferbereich stieß man auf zwei Mauerringe, die auf das 6. Jahrhundert zurückgehen. Ferner wurden ein griechisches Theater, römische Thermen und ein Baptisterium aus dieser Zeit ausgegraben. Seit 1992 gehört Butrint zum UNESCO Weltkulturerbe. Etwa zwei Stunden sind wir in der weitläufigen Anlage unterwegs und lassen uns anschließend mit der kleinen Fähre auf die andere Seite der Bucht übersetzen. Auf einer schmalen Straße, teilweise nur geschottert geht es weiter in Richtung Griechenland. Erst als wir die Hauptstraße von Sarandë zur Grenze erreichen haben wir es wieder mit einer „richtigen“ Straße zu tun. Die Grenzformalitäten sind schnell erledigt, einer der Grenzbeamten „gönnt“ sich eine Besichtigung unseres Campers und einen Blick in unsere Schränke. Bei den Griechen geht es noch schneller und so haben wir eines unserer Hauptziele erreicht. Durch die Zeitumstellung auf die osteuropäische Zeit verlieren wir eine Stunde. In Igoumenítsa, einem großen Fährhafen in Richtung Italien, kaufen wir frisches Brot und Kuchen. Auf dem Campingplatz Elena´s Beach in der Nähe von Platariá werden wir freundlich empfangen und buchen uns gleich für zwei Nächte ein. Hier wollen wir erst einmal ein wenig zur Ruhe kommen und die weitere Route durch Griechenland planen. Wir haben den Platz für uns alleine und suchen uns einen Stellplatz direkt am Wasser mit schönem Blick auf die Bucht. Wir nutzen das herrliche Wetter und trinken draußen unseren Kaffee und Lesen. Wir bekommen Gesellschaft von drei Katzen, die wohl etwas abstauben möchten aber von uns enttäuscht werden. Als es unter den Eukalyptusbäumen zu schattig wird, ziehen wir uns in unser rollendes Heim zurück.
Samstag, 21.04.2012: In der Nacht zieht wieder ein kräftiges Gewitter über uns hinweg, so dass aus der ungestörten Nachtruhe wieder nichts wird. Der Strom auf dem Campingplatz fällt aus und beim Wiederanfahren des Netzes kommt es wohl zu Spannungsspitzen, die unseren Sicherungsautomaten ansprechen lassen. Ich werde von dem ständigen Schalten des Sicherungsautomaten geweckt und lege vorsichtshalber den Hauptschalter um. Jetzt herrscht zumindest von da her Ruhe, allerdings kommt das Gewitter noch einmal zurück. Wir können abgesehen von den Unterbrechungen aber gut und lange schlafen und starten dementsprechend spät in den Tag. Im nahe gelegenen Platariá kaufen wir etwas ein und bummeln an der Bucht entlang. Zurück auf dem Campingplatz starten wir einen Waschgang unserer Wäsche, setzen uns in die Sonne und genießen das herrliche Wetter. Ich aktualisiere unsere Homepage und werfe einen Blick in unsere Mailbox. Anhand unserer Reiseführer und Karten planen wir unsere Route für die nächsten Tage. Am Nachmittag bekommen wir noch einen Nachbarn, Reiner Rosenfeld, der mit einem Woelke-Ausbau unterwegs ist, der die gleiche Farbe hat wie der von Siggi und Bernd. Wir unterhalten uns kurz und erfahren, das Reiner auch über Albanien gekommen ist. Der Versuch die Griechenland-Karte für unser Navi herunterzuladen scheitert leider an der instabilen Internetverbindung. Der Film „The Deal“ beendet unseren ersten Tag in Griechenland.
Sonntag, 22.04.2012: Als wir schon am Zusammenpacken sind, kommen wir noch einmal mit Reiner ist Gespräch. Er ist Journalist und beschäftigt sich überwiegend mit Reportagen aus Truckerkreisen. Es entwickelt sich ein sehr interessantes Gespräch, in dem Reiner etwas über seine Arbeit und die damit verbundenen Reisen berichtet und wir von unseren Touren erzählen. Wir besichtigen gegenseitig unsere Camper und bekommen einen ersten, positiven Testbericht über den Einsatz von Efoy-Brennstoffzellen. Die Zeit vergeht wie im Flug und so ist es schon fast 13:00 Uhr als wir loskommen. Auf einer Nebenstraße fahren wir von Platariá nach Parga und haben immer wieder herrliche Ausblicke auf die schöne griechische Küstenlandschaft. Am ersten Stopp gibt meine Kamera, die erst drei Monate alt ist, den Geist auf. Sie meldet Objektivfehler und schaltet sich ab. Leider bleibt das Objektiv danach ausgefahren, so dass ich die Kamera noch nicht einmal vernünftig verstauen kann. Alle Versuche die Kamera wieder funktionsfähig zu machen scheitern. Schade, da hilft einem dann die Garantie auch nicht viel. So muss jetzt erst einmal mein iPhone als Ersatzkamera herhalten, besser als nichts. Der kleine Badeort Parga ist eigentlich ein hübsches altes Dorf mit weißen Häusern in verwinkelten, blumengeschmückten Gassen in einer schützenden Bucht, die von einer venezianischen Burg überragt wird. Die malerische Lage und eine schöne Promenade machen den Bummel durch Parga zu einem schönen Erlebnis. Wir essen ein leckeres Eis und Geli kauft sich noch eine leichte Tunika. Unsere nächste Station ist Preveza, eine kleiner Fischerei- und Handelshafen auf einer Halbinsel zwischen dem Ionischen Meer und dem Ambrakischen Golf. Hier haben wir uns mehr versprochen und unternehmen nur einen kurzen Spaziergang auf der breiten Promenade. Für 5 € Maut unterqueren wir die Meerenge zwischen dem Ionischen Meer und dem Ambrakischen Golf in einem Tunnel und biegen dann in Richtung Lefkada (Lefkas) ab. Die Insel Lefkada gehört zu den Ionischen Inseln, ist aber über kleine Dreh- und Klappbrücke zu erreichen. Diese Brücke wird wohl gerade repariert und man hat stattdessen eine Fähre zwischen den Ufern verzurrt, die dann als Brücke genutzt wird – clever. Im Hauptort Lefkada-Stadt ist sehr viel los und es gibt keinen brauchbaren Stellplatz. So beginnen wir mit der Inselrundfahrt und finden an der Westküste am Pefkoulia-Beach einen schönen Platz. Die Restaurants, deren Parkfläche wir nutzen, sind noch geschlossen und wir haben diesen schönen Platz ganz für uns alleine. Auf dem Auto heraus genießen wir einen schönen Sonnenuntergang über dem Ionischen Meer.
Montag, 23.04.2012: Wir können ungestört schlafen und beginnen den Tag mit einem kurzen Spaziergang an „unserem“ kleinen Strand. Unser nächstes Ziel ist Porto Katsiki unterhalb der weißen Steilküste der Lefkata-Halbinsel ganz im Süden der Insel. Der Blick ist sehr schön und wir haben diese Stelle ganz für uns, was auch gut ist, denn die Zufahrtsstraße ist so schmal, dass wir froh sind in der Vorsaison hier zu sein. In der Bucht Vasiliki machen wir eine Mittagspause und genießen auf der weiteren Fahrt die Aussicht auf die Bucht von Nidri. Wir kommen noch einmal durch Lefkada-Stadt und verlassen die Insel wieder über als Brücke dienende Fähre. In Vonitsa erreichen das Südufer des Ambrakischen Golfs, dem wir ein Stück lang folgen. Leider nehmen wir dann die falsche Abfahrt und landen auf einer schmalen Nebenstraße nach Katouna. Die Beschilderung erfolgt immer zuerst in griechischen Schriftzeichen, mit denen wir nichts anfangen können, und danach vielleicht auch noch in lateinischen Buchstaben. So ist es recht schwer sich an der Beschilderung zu orientieren. Am Nordufer des Lake Amvrakia erreichen wir wieder die Hauptstraße, die wenig später sogar für einige Kilometer zur Autobahn wird. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit verzichten auf den Abstecher zur Kleisoura-Schlucht und begeben uns auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Den im Womo-Führer erwähnten Stellplatz in Kato Vasiliki verfehlen wir aufgrund der mangelnden Ausschilderung, die teilweise auch noch durch Graffitis unleserlich gemacht wird. Für eine Gebühr von 13,20 € fahren wir auf einer der längsten und schönsten Hängebrücken der Welt über den Korinthischen Golf und erreichen damit den Peloponnes. In Rio, dem Ort am Südende der Brücke, finden wir auf dem einfachen Campingplatz Rion einen Platz für die Nacht. Wir werfen noch einen Blick auf die Brücke bevor wir zu Abend essen. Leider reicht auch das WLAN-Netz hier nicht zur Aktualisierung des Navi, aber immerhin können wir einen Blick in die Mail werfen. Via Google erfahre ich, dass ich nicht der einzige Besitzer einer Canon S100 bin, der dieses Problem mit dem Objektivfehler hat – ein schwacher Trost.
Dienstag, 24.04.2012: Der Tag beginnt bedeckt und es fallen sogar ein paar Regentropfen. Nach einigem Suchen finden wir in Patra einen bewachten Parkplatz (5 €) in der Nähe des Zentrums. In einem Vodafone-Shop kaufen wir uns eine Daten-Sim-Karte für unser Mobile-WiFi-Device mit einer Gültigkeit für 15 Tage (20 €) und erkundigen uns nach einem Fotogeschäft. Ich bin auf der Suche nach einem Ersatz für meine ausgefallene Kamera. Da ich aber auch nicht einfach irgendetwas kaufen möchte, sondern es schon eine gewisse Qualität haben soll, wird es schwierig. Wir finden zwar einige Läden mit digitalen Fotoapparaten, aber es ist nichts dabei, was meinen Vorstellungen entspricht. Immerhin kaufen wir für das Abendessen eine Portion frischen Fisch, ehe wir nach etwa zwei Stunden wieder am Auto sind. So muss das iPhone noch eine Zeitlang den Ersatzfotoapparat spielen. Unser heutiges Ziel ist die Killini-Halbinsel im Westen des Peloponnes. Weithin sichtbar überragt der Burghügel von Kastro mit der gut erhaltenen Festung Chlemoutsi aus dem 13. Jh. das ihn umgebende Hügelland und die langen Sandstrände der Killini-Halbinsel. In der Nähe vom Thermalbad Loutra Kilinis unternehmen wir einen Spaziergang an dem schier unendlichen, dünengesäumten Sandstrand und sehen uns die Überreste des alten römischen Bades an. Auch Kastro mit seiner Kreuzritterburg statten wir einen Besuch ab, ehe wir uns auf dem Aginara Beach Camping in Glifa bei Lygia einen Platz für die Nacht suchen. Mit Temperaturen von bis zu 25 Grad ist heute unser bislang wärmster Tag und wir können draußen essen. Ich mache nach dem Abendessen noch einen Spaziergang am hier allerdings wieder steinigen Strand. Hier ist das WLAN-Netz so stabil und schnell, dass es mit dem Update unseres Navis klappt und wir jetzt auch über Karten von Griechenland und der Türkei verfügen. Weniger Glück haben wir mit der Einrichtung unserer Mobile-WiFi-Device. Ich kann die SIM-Karte nicht aktivieren, da ich keinen Kontakt zu einer entsprechenden Seite von Vodafone Griechenland bekomme.
Mittwoch, 25.04.2012: Unser heutiges Etappenziel, das antike Olympia, der Ursprungsort der Olympischen Spiele, liegt nur 60 km entfernt. Aber es kommt wieder einmal anders als geplant. In Gastouni versuche ich in einem Vodafone-Shop Hilfe bei der Einrichtung der SIM-Karte zu bekommen. Der Mitarbeiter ist auch sehr nett und bemüht, schafft es aber letztendlich auch nicht. Ich bekomme den Hinweis, dass mein Gerät wohl defekt sei. Die Versuche inklusive Telefonkontakt zu einem Vodafone-Servicetechniker ziehen sich über zwei Stunden hin. In Pirgos entdecken wir dann im Vorbeifahren zwei Technikgeschäfte und halten auf der Suche nach einer Ersatzkamera jeweils an. Im zweiten Laden gibt es dann tatsächlich Kameras von Sony und Panasonic, die als Ersatz in Betracht kommen. Ich kann in aller Ruhe die Kameras ausprobieren und entscheide mich schließlich für das Gerät von Panasonic. Die Prozedur von der Kaufentscheidung bis zur Übergabe der Ware zieht sich dann noch einmal endlos hin. Zwei Techniker sind damit beschäftigt die Kamera aus der Vorführhalterung zu befreien und wieder im Originalkarton zu verpacken. Als der einzige Verkäufer des Geschäfts dann endlich Zeit für mich hat, muss er die Daten meines Personalausweises noch irgendwohin telefonisch durchgeben. Das Kartenlesegerät verweigert die Annahme meiner EC-Karte akzeptiert aber letztendlich die Kreditkarte und ich kann mit meiner neuen Kamera den Laden verlassen. Als wir schließlich in Olympia ankommen ist es schon später Nachmittag und die Anlage des antiken Olympias ist bereits geschlossen. Wir beziehen auf dem am Ortsrand gelegenen Camping Diana Quartier und machen uns zu Fuß auf den Weg in den Ort. Olympia ist zwar sehr touristisch hat aber dennoch einen gewissen Charme. Wir bummeln durch den Ort, essen ein Eis und werfen über den Zaun hinweg einen ersten Blick auf das antike Olympia. Ein Verkäufer erzählt uns, dass morgen die Gäste von vier Kreuzfahrtschiffen erwartet werden. Daraufhin beschließen wir morgen einmal unseren Wecker zu bemühen, um vor den Menschenmassen einen Eindruck der antiken Anlage zu bekommen. Zurück im Auto beschäftige ich mich mit der neuen Kamera während Geli unsere Wäsche wäscht.
Donnerstag, 26.04.2012: Um 6:30 Uhr beendet der Wecker die Nacht. Für uns ist schon etwas ungewohnt wieder einmal geweckt zu werden. Zwei Stunden später lösen wir unsere Kombitickets für die Archäologische Stätte und das Archäologische Museum. Wir beginnen mit dem Antiken Olympia, das auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes steht. In der weitläufigen Anlage erkennt man noch immer die Tempel und Gebäude und Tafeln erläutern das einstige Aussehen dieser Gebäude und ihre Funktion. Bereits 776 v. Chr. wurden an dieser Stelle die ersten Olympischen Spiele, die schon damals im 4-Jahres-Turnus stattfanden, ausgetragen. Im Jahr 394 fanden dann die vorerst letzten Olympischen Spiele statt und die Anlagen der zu einem heidnischen Spektakel erklärten Spiele wurde 426 zerstört. Ab 1896 gibt es die modernen Olympischen Spiele und noch heute wird das Olympische Feuer hier im Antiken Olympia entzündet und dann von Läufern an den jeweiligen Austragungsort gebracht. Das Stadion, der Zeus-Tempel und das teilweise rekonstruierte Philippeion sind am eindrucksvollsten erhalten geblieben. Der Spaziergang über die in einer parkartigen Landschaft liegende Stätte ist eine faszinierende Zeitreise in die Vergangenheit. Das moderne Archäologische Museum rundet den Besuch auf hervorragende Weise ab. Hier werden die Funde der Archäologen eindrucksvoll präsentiert. Besonders schön sind die wieder zusammengesetzten Giebeldreiecke aus dem Zeus-Tempel, auch wenn sie leider nicht vollständig sind. Ein weiterer Höhepunkt ist die Statue des Hermes, ein Meisterwerk klassischer Bildhauerei aus dem Hera-Tempel, das Praxiteles im 4. Jh. aus Marmor geschaffen hat. Dreieinhalb Stunden sind wir mit dem Besuch des Antiken Olympia beschäftigt. Zurück auf dem Campingplatz nutzen wir vor der Weiterfahrt noch das WLAN-Netz um E-Mails zu lesen und unsere Konten abzugleichen. Wir wollen einen Abstecher in das bergige Hinterland des Peloponnes unternehmen. Auf kurvenreicher und landschaftlich durchweg sehr reizvoller Strecke fahren wir in die Bergwelt der Arkadien hinein. Die Bergdörfer Langadia, Karkalou, Dimitsana, Karitena und Andritsena mit ihren größtenteils einspurigen Ortsdurchfahrten liegen an unserer Strecke. Immer wieder bieten sich herrliche Ausblicke auf die uns umgebende Landschaft, leider fehlt es auf der schmalen Straße oft an entsprechenden Haltemöglichkeiten. Ein Abstecher führt uns von Andritsena zum Apollon-Tempel bei Bassä. Die Weltkulturerbestätte gehört zu den romantischsten und atmosphärischsten archäologischen Stätten Griechenlands. Umgeben von einer dramatischen Landschaft liegt der Tempel auf einer Höhe von 1.200 m auf einem Bergrücken. Im Rahmen eines unglaublich langsamen Restaurierungsprogramms ist der eindrucksvolle und gut erhaltene Tempel von einem riesigen Zelt umgeben. Der Tempel wurde im Jahr 420 v. Chr. Von den Einwohnern des nahe gelegenen Figaleia zu Ehren von Apollon Epikourios (dem Helfer) errichtet, der das Dorf von der Pest befreit hatte. Der Entwurf stammt von Iktinos, dem Baumeister des Parthenons. Da sich an der gesamten Strecke kein brauchbarer freier Übernachtungsplatz finden lässt, müssen wir unsere Fahrt bis zu Küste fortsetzen. Der letzte Abschnitt vom Tempel über Perivolia und Figaleia führt uns auf einer teilweise schon wieder zugewachsenen, teilweise nur noch einspurig erhaltenen, offensichtlich wenig befahrenen Straße nach Tholo. Etwas südlich des Ortes finden wir auf dem Apollo Camping einen Platz für die Nacht. Für die etwa 200 km langen Bergetappe haben wir über sechs Stunden gebraucht und sind erst um 20:00 Uhr auf dem Platz. Die neue Kamera hat sich bei ihrem ersten Einsatz heute bewährt und ist auf jeden Fall die bessere Alternative zum iPhone. Müde und erschöpft fallen wir ins Bett.
Freitag, 27.04.2012: Nach dem Frühstück schreibe ich erst einmal den Bericht von gestern zu dem ich nicht mehr gekommen bin. Geli nutzt die Zeit zum schreiben einiger Briefe. In der Nähe des Campingplatzes fahren wir an den Strand und werfen einen Blick auf die weit geschwungene Bucht, in der Tholo liegt. Bei Kalo Nero verlassen wir die Küste und fahren ins Hinterland. Unser Ziel ist das Antike Messene in der Nähe von Mavromati. Unser Navi schickt uns von Vassiliko aus auf eine serpentinenreiche Strecke die Berge hinauf. Die Straße endet abrupt an einem Parkplatz vor einem Reiterdenkmal, dessen rein griechische Inschrift wir nicht entziffern können. Schließlich finden wir über Meligalas den richtigen Weg nach Mavromati. Etwa einen Kilometer vor dem Ort fahren wir durch die Reste eines runden Tores, das Teil einer Verteidigungsmauer ist. Das Arkadische Tor gilt als das besterhaltene Stadttor der Antike. Die 9 km lange Verteidigungsmauer schützte einen Talschluss, der sich weiter unten zur weiten Messenischen Ebene öffnet und schloss die Stadt vollständig ein. Mit ihren kleinen, viereckigen Festungstürmen ist sie auch heute noch ein beeindruckender Anblick. Das Antike Messene wurde 369 v. Chr. gegründet, nachdem der thebanische Feldherr Epaminondas Sparta in der Schlacht Leuktra besiegt und damit die Messenier von fast 350-jähriger spartanischer Herrschaft befreit hatte. Wir stellen das Auto ab und spazieren zunächst in den hübschen Ort Mavromati hinein. Vom Hauptplatz aus haben wir einen schönen Überblick über die antike Stadt Messene, eine der wichtigsten antiken Stätten bezüglich ihrer Größe und des Erhaltungszustands. Entgegen vielen anderen antiken Städten wurde Messene nie zerstört oder von neuen Siedlungen überbaut. Messene liegt noch heute inmitten der intakten mediterranen Umgebung am Fuße des Berges Ithomi in der es einst erbaut wurde. Wir spazieren durch die weitläufige Anlage und sind besonders vom Theater und dem wirklich sehr gut erhaltenen Stadion begeistert. Auf guter Straße geht es wieder an die Küste, die wir bei Kalamata, der Hauptstadt Messeniens und der zweitgrößten Stadt auf dem Peloponnes wieder erreichen. An den Stränden bei Kalamata herrscht reger Badebetrieb und im Hafen liegt ein Kreuzfahrtschiff. Die Gipfel des bis über 2.400 m hohen Taigeto-Gebirges erheben sich direkt hinter der Küste. Zwei Abschnitte der Straße führen uns hinein in die Berge und ermöglichen herrliche Ausblicke auf die Küste – eine tolle Landschaft! Die Fahrt auf den schmalen und kurvenreichen Strecken dauert wieder einmal als gedacht und so geben wir den ursprünglichen Plan noch bis nach Githio zu fahren auf und stellen uns an der wunderschönen Bucht von Areopoli direkt ans Wasser. Die letzten Strahlen der Sonne tauchen den Ort Areopoli und die ihn umgebenden Berge in ein schönes Licht. Die Griechen, die noch vorbeikommen, scheint unsere Anwesenheit hier nicht zu stören und so hoffen wir auf eine ungestörte Nacht an einem traumhaft schönen Platz.
Samstag, 28.04.2012: In der Nacht werden wir ein paar Mal vom Rauschen der Brandung geweckt, bleiben aber ansonsten ungestört. Die tolle Lage unseres Übernachtungsplatzes müssen wir natürlich ausnutzen und beginnen den Tag mit einem Sprung die immer noch kühlen Fluten des Mittelmeers. Das Wasser ist zwar nicht mehr so kalt wie in Kroatien aber von einer angenehmen Badetemperatur ist es auch noch weit entfernt. Bevor wir zu einem kurzen Bummel durch Areopoli starten, müssen wir noch einen kleinen Regenschauer abwarten. Unser einziges Ziel für heute ist Mani, die raue mittlere Halbinsel im Süden des Peloponnes mit ihren einzigartigen Wehrdörfern. Dörfer wie auf der felsenreichen Mani gibt es sonst nirgends auf der Erde. Rechteckige Türme aus unverputztem Bruchstein ragen bis zu 20 m hoch in den Himmel. Oft stehen sie dicht an dicht und sind nur von wenigen Häusern und Ställen umgeben. Die Straße verläuft durch eine grandiose Landschaft entlang der rauen Küste der Mani und die kleinen Dörfer Gerolimenas und Vathia setzen zusätzliche Akzente. In Vathia, dem spektakulärsten unter den traditionellen Mani-Dörfern, drängen sich auf einem Felsvorsprung die alten Wohntürme dicht aneinander. Wir unternehmen einen Bummel durch dieses faszinierende Dorf. Am Ende der Straße liegt Porto Kagio in einer perfekten, hufeisenförmigen Bucht. Hier unternehmen wir einen Spaziergang bis zu einer kleinen Kapelle am Südende der Bucht. In einem der Fischrestaurants direkt am Kieselstrand essen wir sehr leckere frittierte Sardinen. Die Ostküste der Mani ist noch schroffer und kahler als die Westküste. Lagia liegt etwa 400 m über dem Meeresspiegel und bietet einen umwerfenden Anblick. Auch hier machen wir einen kurzen Spaziergang durch den schönen Ort. Die Straße schlängelt sich, immer wieder mit spektakulären Ausblicken, die Küste entlang. In der Nähe von Githio endet unsere Mani-Rundfahrt auf dem sehr schön in einem Olivenhain am Strand gelegenen Camping Meltemi. Wir waschen unsere Wäsche und unternehmen einen Spaziergang am Strand, einer weiten Bucht am Lakonischen Golf. Zum Abendessen gibt es nach dem üppigen Mittagessen nur noch etwas Brot, Käse und Wein. Die Mani hat uns begeistert, ein weiterer Beweis für die landschaftliche Schönheit und Vielfalt Griechenlands.
Sonntag, 29.04.2012: Auch heute erwartet uns wieder einer schöner und sommerlich warmer Tag. Wir machen uns auf den Weg nach Sparti und die majestätischen, schneebedeckten Gipfel des Taigetos Gebirges sind auf der gesamten Strecke unser Begleiter. Wir beginnen unseren Besuch von Sparti mit dem Oliven- und Oliverölmuseum und kommen unerwartet noch in den Genuss einer Vorführung. Es wird gerade eine Ausstellung eröffnet, die vom Leben eines 14-jährigen Mädchens erzählt, das im 5. Jh. v. Chr. In Athen gelebt und an Typhus gestorben ist. Ihr Schädel wurde relativ gut erhalten in einem Massengrab gefunden und ihr wirkliches Aussehen in einem aufwendigen Verfahren rekonstruiert. Diese wird im Rahmen einer von einer Erzählerin begleiteten, tänzerischen Darbietung erzählt. Auch wenn wir nichts von den Erzählungen verstehen ist es auch für uns ein schönes Erlebnis. Zur Ausstellungseröffnung gibt es auch noch einen kleinen Imbiss, so dass wir nicht nur das Museum eintrittsfrei besuchen können, sondern auch noch eine kostenlose Stärkung erhalten. Das Museum beantwortet alle Fragen in Bezug auf Oliven, ihre Verbreitung im Mittelmeerraum und ihre Verarbeitung. Die informativen Erklärungen gibt es auch auf Englisch und funktionierende Modelle und einige alte Ölpressen zeigen die Entwicklung der Presstechniken auf. Unser nächster Stopp bringt uns in die John-Coumantarios-Kunstgalerie, die zur Athener Nationalgalerie gehört. Hier sehen wir uns die vierzig Gemälde der Dauerausstellung und eine Sonderausstellung mit Schwarz-Weiß-Fotografien an. Ein Spaziergang bringt uns zu den Überresten des Antiken Sparta. Der niedrige Akropolis-Hügel liegt in einem wunderschönen Olivenhain am Fuße des Taigetos-Gebirges. Von der Akropolis selbst sind nur wenige Mauerreste erhalten geblieben, etwas besser kann man noch das antike Theater aus dem 2. oder 3. Jh. erkennen. Grandios ist jedoch der Blick auf die Gipfel des Taigetos-Gebirges. Uns verzaubern außerdem die vielen Blumen, die inmitten der alten Mauern blühen. Letzter Programmpunkt für heute ist die Fahrt durch die Langada-Schlucht auf den 1.524 m hohen Langada-Pass. Diese Straße, die Sparti und Kalamata miteinander verbindet, gehört zu Recht zu den eindrucksvollsten Strecken Griechenlands und führt uns mitten hinein in das Taigetos-Gebirge. Auf der Passhöhe machen wir eine kleine Pause und treten dann den Rückweg an. Da wir uns für morgen den Besuch der Festungsstadt Mystra vorgenommen haben, beziehen wir auf dem ganz in der Nähe gelegnen Camping Paleologio Mystras einen Stellplatz. Die herrliche Nachmittagssonne nutzen wir um draußen zu sitzen und zu lesen oder zu malen.
Montag, 30.04.2012: Mystra liegt auf einem Felsvorsprung des Taigetos-Gebirges. Hier erbauten die Kreuzritter im frühen 13. Jh. eine Burg. Ab 1262 gründeten die Byzantiner am Hang zu ihren Füßen eine Stadt, von der aus sie weite Teile des Peloponnes beherrschten. Mauern umgeben einen großen, mehrstöckigen Palast und nahezu ein Dutzend prächtiger Kirchen und Klöster, von denen eins noch heute bewohnt ist. Noch um das Jahr 1700 lebten über 40.000 Menschen hier. Heute kann man den mit Mandelbäumen und Macchia bewachsenen Hang auf schmalen Pfaden kreuz und quer durchstreifen. Wir bummeln zweieinhalb Stunden durch diese wirklich schöne Anlage, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Anschließend werfen wir noch einen Blick vom Tal aus auf die gesamte Anlage. In einem Lidl am Stadtrand von Sparti erledigen wir noch einen Großeinkauf, ehe wir uns auf den Weg machen. Unser Ziel ist die Halbinsel Argolis, im Nordosten des Peloponnes. Zunächst fahren wir in Richtung Tripoli, überqueren auf dem Weg zum Argolischen Golf einen Gebirgskamm und erreichen hinter Nafplio unser Ziel. Auf dem Camping Iria Beach finden wir einen Platz für die Nacht und unternehmen noch einen kleinen Bummel an den Strand. Heute haben wir erstmals die 30-Grad-Marke überschritten, können noch lange draußen sitzen und essen. Wir unterhalten uns nett mit unseren Nachbarn, einem Paar aus Österreich, die über Serbien und Mazedonien nach Griechenland gekommen sind und über Albanien zurück wollen. So können wir und gegenseitig Tipps für die jeweilige Route geben. Am Abend sehen wir uns den Film „Frida“, eine Biographie von Frida Kahlo an.
Dienstag, 01.05.2012: Der heutige Tag dient ausschließlich der Erkundung der Halbinsel Argolis. Wir beginnen mit Didyma, wo zwei Dolinen am Ortsrand als Wunder der Natur gelten: Durch den Einbruch einer Karsthöhlendecke entstanden in der unmittelbar hinter dem Dorf aufragenden Bergflanke Krater von 40 m Tiefe und 100 m Durchmesser. In einen gelangt man durch einen kurzen Tunnel hinein. Eremiten haben in die Steilwände zwei kleine Kapellen hineingebaut. Wir spazieren auch noch den Steilhang zur größeren Höhle hinauf, die allerdings nur einen Einblick gewährt, um hineinzuklettern bräuchte man hier auf jeden Fall Wanderstiefel und keine Sandalen. Über Kranidi, Ermioni und Plepi setzen wir unsere Fahrt über Argolis fort. Immer wieder bieten sich schöne Ausblicke auf die Küste und eine der Haltebuchten nutzen wir für eine Mittagspause. Bei Galatas haben wir einen schönen Blick auf die Bucht und die kleine Insel Poros mit dem gleichnamigen Hauptort. Wir bummeln an der Promenade von Galatas entlang und genießen die Aussicht auf Poros und das rege Treiben auf und am Wasser. Ein Eis gibt die Kraft für die nächste Etappe, die uns nach Epidauros, wo wir uns das antike Theater ansehen wollen, das als das am besten erhaltene antike griechische Bauwerk gilt. Leider hat die UNESCO-Weltkulturerbestätte heute geschlossen. Auch viele Griechen scheinen überrascht, die genau wie wir verblüfft vor dem handgeschriebenen Zettel stehen. Da es für eine Weiterfahrt nach Mykene heute schon zu spät ist, beschließen wir für eine weitere Nacht zum Camping Iria Beach zurückzukehren. Auch heute können wir noch lange draußen sitzen und zu Abend essen. Ich bekomme endlich unsere Mobile-WiFi-Device zum Laufen, so dass wir für die nächsten 15 Tage wieder unseren eigenen Internetzugang haben. Am Abend nutze ich „unser“ Internet gleich zum Aktualisieren der Homepage.
Mittwoch, 02.05.2012: Unser erster Weg führt uns noch einmal nach Epidauros, wo wir uns das antike Theater aus dem 3. Jh. v. Chr. ansehen. Das riesige Theater bietet auf 55 Sitzreihen bis zu 14.000 Zuschauern Platz und ist zudem für seine erstaunliche Akustik bekannt. Wenn man in seinem Zentrum eine Münze fallen lässt, hört man dies auch noch auf den obersten Rängen. Viele Besucher probieren diese Akustik aus und stellen sich singend oder rezitierend ins Zentrum des Theaters. Ich habe mein Traveller-Didge dabei und spiele ein wenig Didgeridoo, was vor so gewaltigen Rängen, auch wenn sie nahezu leer sind, schon ein eindrucksvolles Erlebnis ist. Schon alleine für das Theater hat sich der Besuch gelohnt. Wir sehen uns noch die Ausstellung im Museum an, die sehr viele Statuen enthält, die auf dem Gelände gefunden wurden. Den Abschluss unseres Besuches bildet ein Rundgang durch die Reste des Askelepios-Heiligtums, einem der bedeutendsten Kurorte der Antike. Unser nächstes Ziel ist Nafplio, das als eine der schönsten und romantischsten Städte Griechenlands gilt. Die Lage auf einer Landzunge im Argolischen Golf mit einem kleinen Hafen, zu Füßen der Festungen Palamidi und Akronauplia, ist einfach umwerfend, ebenso die schmalen Gassen, die eleganten venezianischen Häuser und die klassizistischen Villen. Wir finden einen Parkplatz in zentrumsnähe und beginnen unseren Bummel auf einem Markt, wo wir noch frisches Obst und Gemüse einkaufen. Wir gönnen uns ein leckeres Eis und genießen von der Promenade aus den Blick über die Bucht mit der kleinen Inselfestung Bourtzi. Auf der Fahrt nach Mykene kommen wir an den gewaltigen Überresten der Burg Tirintha vorbei. Als wir um kurz nach 15:00 Uhr am antiken Mykene ankommen, sind die Pforten bereits geschlossen: Besichtigungszeit ist hier nur von 8:30 – 15:00 Uhr. So fahren wir zum Camping Atreus zurück, der am Rand des modernen Dorfes Mykene liegt. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen, waschen ein paar Kleidungsstücke, die anschließend im warmen Wind blitzschnell wieder trocken sind und schwimmen ein paar Bahnen im Pool des Campingplatzes – es könnte uns schlechter gehen, muss aber nicht! Beim Abendessen bekommen wir Besuch von einem der Hunde des Platzes, der wohl etwas abstauben möchte aber bei uns leider Pech hat. Als die Sonne hinter den Bergen versinkt und der Mond aufgeht bieten sich noch einmal schöne Fotomotive, ehe wir uns in den Roadrunner zurückziehen.
Donnerstag, 03.05.2012: Das Schwimmen im Pool ist auch der Start für den neuen Tag. Vom Campingplatz aus sind es nur 2 km Fahrt, bis wir wieder vor den Toren es antiken Mykene stehen. Der Parkplatz ist schon gut gefüllt, viele Busse haben ihre Passagiere bereits ausgeladen. Auf den kahlen Ausläufern der Berge Agios Ilias (750 m) und Zara (600 m) liegen die düsteren und mächtigen Ruinen des antiken Mykene. 400 Jahre lang, von 1600 bis 1200 v. Chr. war dies das mächtigste Königreich Griechenlands. Die Weltkulturerbestätte Mykene muss in einem Atemzug mit Homer und Schliemann genannt werden. Im 9. Jh. v. Chr. beschreibt Homer in seinen epischen Dichtungen „Ilias“ und „Odyssee“ Mykene als „golddurchwirkt“ und „mit prangenden Häusern“. Diese Dichtungen wurden bis ins 19. Jh. lediglich als fesselnde und schöne Legenden betrachtet. Aber in den 1870ern traf der Amateur-Archäologe Heinrich Schliemann (1822-90), über den professionelle Archäologen zuvor noch gespottet hatten, genau ins Schwarze, zuerst in Troja, danach in Mykene. Gleich hinter dem Löwentor entdeckte Schliemann 1876 einen gepflasterten Gräberkreis, aus dem er den Goldschatz mit der Totenmaske barg, jetzt eines der Prunkstücke im Archäologischen Nationalmuseum Athens. Wir beginnen unseren Besuch im beeindruckenden Museum, in alle Exponate, z.B. Keramik, Waffen und Schmuck, auch mit englischen Erklärungen versehen sind. Durch das eindrucksvolle Löwentor betreten wir dann die Burg von Mykene. Das Tor wurde im 13. Jh. v. Chr. aus massiven Steinblöcken gebaut, über denen sich zwei große, aufgerichtete Löwinnen befinden. Direkt hinter dem Tor befindet sich das Gräberrund A, einen königlichen Begräbnisplatz mit sechs Schachtgräbern. Hier wurde von Schliemann der berühmte Goldschatz gefunden. Der weitere Rundgang durch die Überreste des antiken Mykene ist für uns nicht so spannend, allerdings bieten sich immer wieder schöne Ausblicke auf das Umland. Von der Anlage aus können wir erkennen, dass auf dem Parkplatz mittlerweile chaotische Zustände herrschen. Als wir los wollen geht dann gar nichts mehr: Immer mehr Busse haben die Zufahrt zum Parkplatz blockiert – keiner kann mehr auf den Parkplatz rauf oder runter. Einige Busfahrer ergreifen die Initiative und sorgen dafür, dass ihre Kollegen rückwärts die Zufahrtstraße zurückfahren und so den Verkehrsfluss wieder ermöglichen. Wir sind jedenfalls froh, als wir wieder im modernen Mykene angekommen sind. Wir machen eine Mittagspause und kaufen in einem der Souvenirgeschäfte eine CD mit griechischer Instrumentalmusik zum Vertonen von Film und Fotos. Unser nächstes Ziel ist der berühmte Kanal von Korinth, den wir an einer versenkbaren Brücke zwischen Korinth und Loutraki erreichen. Leider ist die Brücke nur für Fahrzeuge bis 3 t Gewicht zugelassen, aber wir können die Brücke ja als Fußgänger nutzen. Es bietet sich uns ein herrlicher Blick auf 6,3 km langen und nur 24 m breiten Kanal, dessen Bau von den beiden ungarischen Ingenieuren István Türr und Béla Gerster geplant organisiert und überwacht wurde. In den Jahren 1881 bis 1893 wurde der Kanal durch den soliden Felsen geschlagen und verbindet seither das Ionische Meer mit der Ägäis. Die Seitenwände ragen 90 m über dem Wasser auf. Wir fragen den Brückenwärter nach den nächsten Schiffspassagen und erfahren, dass es in einer halben Stunde eine Passage geben wird. Wir setzen uns in ein Restaurant mit Blick auf die Brücke und trinken etwas. Die Brücke verschwindet unter der Wasseroberfläche und es passieren zunächst ein Segler und ein Schlepper. Letzterer kommt wenig später mit einem Frachtschiff am Schlepptau wieder zurück. Kaum haben die Schiffe die Brücke passiert, taucht sie wieder aus den Fluten auf und der Straßenverkehr wird wieder aufgenommen. Wir fahren zu einer Brücke, die von unserem ersten Aussichtspunkt aus gesehen haben. Sie ist offensichtlich in Privatbesitz und das Betreten ist nicht erlaubt. Wir werfen trotzdem einen Blick hinunter in den Kanal und können in der Ferne auch noch das Frachtschiff erkennen. Einen letzten Stopp machen wir an der Straßenbrücke, wo sich auch Erläuterungstafeln zum Kanal befinden. Diese Brücke wird eingerahmt von der Autobahnbrücke auf der einen und der Eisenbahnbrücke auf der anderen Seite. Wir überqueren die Brücke und verlassen damit nach 10 Tagen wieder den Peloponnes. Einem Tipp im Womo-Führer folgend fahren wir an die binnenseeartige Bucht Vouliagmeni. Hier steht direkt am Ufer eine hübsche Kapelle. Der Stellplatz ist allerdings nicht so nach unserem Geschmack und der Campingplatz am See, zu dem wir als nächstes fahren, hat noch geschlossen. So fahren wir weiter, wiederum nach Womo-Führer, in Richtung Shinos. Zunächst ist die Straße auch sehr gut ausgebaut und die uns umgebende Landschaft sehr schön. Die letzten 5 km, nach Womo-Führer „nicht asphaltiert“, entpuppen sich als ein schmaler Forstweg der übelsten Sorte: Stark ausgefahren und ausgewaschen mit großen Steinen und Rinnen. Das ist auf keinen Fall etwas für Wohnmobile. Teilweise steige ich aus und lotse Geli durch die schlimmsten Passagen. Als uns kurz vor Shinos auch noch einer entgegenkommt wird es richtig eng. Es ist Millimeterarbeit, dass wir ohne Schaden aneinander vorbei kommen. Unser Roadrunner übersteht auch diese Piste, eine Anzeige weist uns allerdings daraufhin, dass die Bremsbeläge gewechselt werden müssen. Auf dem Camping Alkioni in Shinos finden wir dann schließlich einen Platz für die Nacht. Ich suche im Internet noch nach einer Werkstatt in Athen, die die Bremsbeläge erneuern könnte und finde eine Firma in der Nähe des Campingplatzes. Per Skype führen wir noch ein kurzes Telefonat mit Clemens, der uns online entdeckt hat – was für eine nette Überraschung.
Freitag, 04.05.2012: Bevor wir uns wieder auf den Weg machen spazieren wir über den Campingplatz, der sehr schön in einer Bucht liegt und terrassenartig angelegt ist. Auf einer gut ausgebauten Asphaltstraße fahren wir landschaftlich sehr reizvoll immer an der Küste entlang. Bei Alepochori verlassen wir die Küste und überqueren die schmale Halbinsel, die Attika und den Peloponnes verbindet. In Megara decken wir uns noch einmal mit Vorräten ein und erreichen auf der Autobahn recht zügig Athen. Auf dem 7 km westlich des Zentrums gelegenen Athens Camping beziehen wir Quartier. Da sich die Warnleuchte wieder bemerkbar gemacht hat, rufe ich bei der Firma an und bekomme sofort einen Termin. Also machen wir uns noch einmal auf den Weg und unser Roadrunner bekommt in etwas über 2 Stunden neue Bremsbeläge. Wir verbringen die Wartezeit lesend auf einem schattigen Plätzchen vor der Werkstatt und werden auch noch mit Getränken versorgt. Zurück auf dem Campingplatz starten wir einen Waschgang und sehen uns in der Zwischenzeit die Umgebung des Platzes an. Geli kauft noch ein paar Videokassetten für ihre Kamera, ich bekomme leider keinen zusätzlichen Akku für meine. Wir spannen entgegen unseren sonstigen Gewohnheiten eine Wäscheleine und überlassen das Trocknen der Wäsche Sonne und Wind. Wir können noch lange draußen sitzen und die sommerlichen Temperaturen genießen. Jetzt sind wir gespannt, wie uns Athen gefallen wird.
Samstag, 05.05.2012: Mit Bus und U-Bahn erreichen wir in etwa einer halben Stunde das Zentrum von Athen. Athen ist mit mehr als 4 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste sowie flächengrößte Stadt Griechenlands. Ebenfalls gigantisch ist die Anzahl der historischen Stätten und Denkmäler in Athen. Athen ist eine Weltstadt mit einer unvergleichlichen Mischung aus Antike und Moderne. Hoch oben über der Stadt thront die Akropolis, das Wahrzeichen Athens und bedeutendstes antikes Bauwerk in Griechenland. In der Stadt, die Heimat vieler Philosophen wie Sokrates und Aristoteles ist, sieht man eine antike Stätte nach der anderen. Wer also auf den Pfaden der Geschichte wandeln will, ist in der griechischen Hauptstadt genau richtig. Aber Athen hat noch viel mehr zu bieten als eine gigantische Auswahl an Antikem! Die moderne Stadt bietet auch exklusive Einkaufsmeilen, schicke Cafés und romantische Tavernen. Athen wurde vor etwa 5.000 Jahren besiedelt. Als kulturelles, historisches und wirtschaftliches Zentrum des Landes ist Athen auch die bedeutendste Metropole Griechenlands. Die Stadt ist seit der Jungsteinzeit kontinuierlich besiedelt und damit eine der ältesten Siedlungen und Städte Europas. 1985 wurde Athen erste Kulturhauptstadt Europas. In die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO wurde 1987 die Akropolis und 1990 das Kloster Daphni aufgenommen. Athen war in der klassischen Zeit Ort der attischen Polis. Die in dieser Zeit (5. Jh. v. Chr.) entstandene attische Demokratie gilt als Begründerin auf das Prinzip der Volkssouveränität gegründeten politischen Ordnung. Wir beginnen mit der Akropolis, der wichtigsten antiken Stätte der westlichen Welt. Der Weg führt uns vom Dionysos Theater zum Odeon des Herodes Atticus, einem weiteren Theater am Fuß der Akropolis. Durch die Propyläen, einer zentralen Säulenhalle mit zwei Flügeln zu beiden Seiten (5. Jh. v. Chr.) betreten wir die „Oberstadt“. Neben dem Parthenon, dem Tempel der Stadtgöttin Athene Parthenos aus dem 5. Jh. v. Chr., ist das Erechtheion mit seinen sechs überdimensionalen Jungfernsäulen, den sogenannten Karyatiden, das bedeutendste Bauwerk auf dem Gipfel der Akropolis. Wir genießen diese Monumente der Antike und den Ausblick auf die Stadt. Der Filopappos Hügel, das Gebiet der Antiken Agora mit dem beeindruckenden Hephaistos-Tempel, der Hadrians-Bogen, der Tempel des Olympischen Zeus, das Panathenäische Stadion, der Lykavittos-Hügel, die Altstadt „Plaka“ und das gesamte Stadtgebiet liegen uns hier zu Füßen. Wir verlassen die Akropolis und widmen uns der Antiken Agora, dem Herz des alten Athen. In der rekonstruierten Attalos-Stoa sehen wir uns die Exponate des Agora-Museums an. Unser Hauptziel ist der auf einem kleinen Hügel thronende Hephaistos-Tempel, der am besten erhaltene dorische Tempel in Griechenland (449 v. Chr.). Wir verlassen das antike Athen und landen mitten im Trubel des Flohmarktes rund um den Plateia Monastiraki. Entlang der Straße Athinas mit vielen kleinen Geschäften und dem Athener Zentralmarkt spazieren wir zum Plateia Omonia. Hier steigen wir in die U-Bahn und machen uns auf dem Rückweg zum Campingplatz. Wir stoppen noch an einem Media Markt, wo ich aber auch keinen Akku für meine Kamera bekommen kann. Auf dem Campingplatz erholen wir uns erst einmal von dem 6stündigen Stadtrundgang und können wieder draußen sitzen, bis es und zu dunkel wird. Der erste Tag in Athen ist sehr beeindruckend gewesen und macht bei uns Lust auf mehr.
Sonntag, 06.05.2012: Bevor wir aufbrechen skypen wir noch fast eine halbe Stunde mit Antje und Uwe – schön wieder einmal direkten Kontakt mit Freunden zu haben. Wieder fahren wir mit Bus und U-Bahn zur Station Akropolis. Diesmal haben wir jedoch andere Ziele: Hadrians-Bogen, der Tempel des Olympischen Zeus, das Panathenäische Stadion. Neben dem Hadrians-Bogen können wir noch eine Schildkröte beobachten, die genüsslich das frische Gras verspeist. Der Tempel des Olympischen Zeus ist dann aufgrund der heutigen Parlamentswahlen in Griechenland geschlossen, wie auch die Akropolis, die wir ja zum Glück schon gestern besucht haben. Wir werfen einen Blick in das Panathenäische Stadion, das für die Olympischen Spiele 1896 ganz und gar aus Marmor rekonstruiert wurde. Durch den Nationalgarten kommen wir zum prächtigen klassizistischen Ausstellungspalast Zappeion und zum Parlamentsgebäude. Vor dem Parlament findet am Grab eines unbekannten Soldaten stündlich eine Wachablösung statt. Die Garde des Präsidenten trägt eine Uniform mit kurzen Kilts und Bommelschuhen. Als nächstes fahren wir mit der Zahnradbahn auf den 277 m hohen Lykavittos-Hügel und genießen noch einmal einen Blick aus der Vogelperspektive auf das gesamte Athen. In der Kapelle Agios Georgios auf dem Gipfel findet gerade eine Hochzeit statt und es ist entsprechend voll. Auf dem Rückweg in die Innenstadt essen wir im Kolonaki-Viertel eine Kleinigkeit und machen uns dann auf den Weg zum Archäologischen Nationalmuseum, das aber leider schon geschlossen hat. Der Weg zur Bushaltestelle führt uns dann durch eine etwas heruntergekommene Gegend der Stadt und ich ertappe jemanden, der sich erfolglos an meinem Rucksack zu schaffen macht. Zurück auf dem Campingplatz genießen wir erneut den sonnigen Nachmittag, sitzen draußen und vertreiben uns die Zeit mit Malen und Lesen. Per Internet informieren wir uns über den Wahlausgang in Schleswig-Holstein und erfahren auch die Ergebnisse aus Griechenland und Frankreich.
Montag, 07.05.2012: Unser erstes Ziel ist noch einmal die Altstadt von Athen. Von der U-Bahnstation Syntagma aus spazieren wir durch die Einkaufsstraße Ermou in die Plaka hinein. Die Kathedrale wird gerade komplett renoviert und ist nicht zu besichtigen. Der Turm der Winde und die Römische Agora sind unsere nächsten Ziele. Der Turm der Winde wurde im 1. Jh. v. Chr. von einem syrischen Astronomen namens Andronikos erbaut. Das achteckige Monument aus Pentelischem Marmor ist eine geniale Komposition aus Sonnenuhr, Wetterfahne, Wasseruhr und Kompass. Jede Seite steht für eine Himmelsrichtung und ist mit dem Relief einer fliegenden Gestalt verziert; sie symbolisieren die Winde, die aus dieser Richtung kommen. Unter den Reliefs sind die verblassten Markierungen der Sonnenuhr zu sehen. Auf der Turmspitze drehte sich vor langer Zeit als Wetterfahne ein Triton aus Bronze – er ist längst verschwunden. Von der Römischen Agora ist das Tor der Athene Archegetis mit vier dorischen Säulen erhalten. Es wurde von Julius Cäsar finanziert und entstand irgendwann im 1. Jh. n. Chr. Da das Archäologische Nationalmuseum erst am Nachmittag aufmacht, fahren wir mit der S-Bahn zur The Mall Athens, einem großen Einkaufszentrum am nördlichen Stadtrand. Dabei kommen wir auch am Olympiastadion von 2004 vorbei. In der Mall essen wir im Food-Court bei einem Chinesen und bummeln dann durch das Einkaufszentrum. Geli findet ein paar Shirts, ich habe wieder kein Glück mit einem zusätzlichen Akku für die Kamera. Das Archäologische Nationalmuseum gehört zu den bedeutendsten Museen der Welt. Es beherbergt die schönste Sammlung griechischer Antiquitäten, darunter Schätze wie exquisite Skulpturen, Töpferware, Schmuck, Fresken und Artefakte, die in ganz Griechenland gefunden wurden. Das Museum ist in einem imposanten klassizistischen Gebäude aus dem 19. Jh. untergebracht. Nach dem Erdbeben im Jahr 1999 wurde es rundherum saniert. Die Ausstellungsfläche beträgt mehr als 10.000 m²und umfasst unzählige Exponate. Wir bewundern die antiken Schätze und verlassen nach etwa zwei Stunden etwas müde die Ausstellung. Zurück auf dem Campingplatz genießen wieder das herrliche Wetter und sitzen draußen bis es dunkel wird. Wir beenden den Tag mit dem Film „She´s All That“ im Roadrunner-DVD-Kino.
Dienstag, 08.05.2012: Nach drei Tagen in Athen verlassen wir die griechische Hauptstadt mit dem Ziel Delphi. Auf dem Weg dorthin tanken wir in Thiva, scheitern jedoch bei der Suche nach einem Supermarkt. Am Ortsrand von Heronia sehen wir uns den 6 m hohen Marmorlöwen an, der zu Ehren der Gefallenen in der Schlacht von 338 v. Chr. zwischen den Athenern und den Makedoniern unter Philip II errichtet worden war. Der im Laufe der Jahrhunderte umgestürzte und zerborstene Löwe wurde 1902 restauriert und 1998-2000 noch einmal überarbeitet. Eine schmale Nebenstraße über Davlia bringt uns in die Bergwelt des 2.457 m Parnass hinein. Auf dem Parkplatz des antiken Delphi machen wir zunächst eine etwas verspätete Mittagspause. Da sowohl die Anlage als auch das Museum bereits um 15:00 Uhr schließen, entscheiden wir uns heute nur das Museum anzusehen. Das für die Olympiade 2004 total renovierte Museum zeigt Meisterwerke wie den bronzenen Wagenlenker, die Sphinx der Naxier, die Marmorstatuen des Antinoos und des Aghias (die Zwillinge von Argos), der Omphalos (Nabel der Welt), Keramiken und Schmuck. Anschließend spazieren wir an der Straße entlang und steigen gegenüber der Kastalischen Quelle den Hang zum Heiligtum der Athene Pronaia hinab. Hier befindet sich die mächtige Tholos (Rundtempel) aus dem 4. Jh. v. Chr., das faszinierendste Monument Delphis. Das elegante runde Bauwerk bestand aus 20 Säulen auf einem dreistufigen Unterbau – drei der Säulen wurden in den 1940er-Jahren wieder aufgerichtet. Die weißen Teile der Säulen sind der Originalmarmor, die dunkleren Abschnitte bestehen aus neuem Material. Westlich davon sind die Fundamente des Athene-Tempels alles, was noch von dem rechteckigen Bauwerk übrig geblieben ist. Am Ortsrand des modernen Delphi finden wir auf dem Camping Apollon einen Platz für die Nacht. Wir kommen mit unseren Nachbarn, einem Paar aus Irland ins Gespräch, die auch über Albanien gekommen sind. Ihr kleiner Hund reißt die Verschlusskappe von unserem Stromanschluss ab, verschluckt sie aber wenigstens nicht. Ich kann die Kappe später wieder an den entsprechenden Plastikband befestigen.
Mittwoch, 09.05.2012: Wir beginnen den Tag mit ein paar Bahnen im Pool des Campingplatzes, obwohl der Pool erst ab Mittag „geöffnet“ hat. Im antiken Delphi sehen wir uns dann das Apollon-Heiligtum an. Unter den kahlen Felswänden des Parnass-Gebirges ragen an einem Steilhang die Säulen des Apollon-Tempels in den Himmel. Rechts und links eines gepflasterten Weges, der Heiligen Straße, standen einst die Schatzhäuser der griechischen Städte und Inseln, die mit ihren Gaben den heiligen Bezirk prächtig ausschmückten. Als anschauliches Beispiel dafür ist das Schatzhaus der Athener rekonstruiert, das als Dank an Apoll Beutestücke aus den Perserkriegen (490-479 v. Chr.) verwahrte. Direkt neben dem Schatzhaus steht eine Nachbildung des Omphalos, des Nabelsteins, der für die alten Hellenen den Nabel der Welt markiert hat. Sechs verwitterte dorische Säulen markieren den als zentralen Kultbau errichteten Tempel des Gottes Apoll (7. Jh. v. Chr.). Im Tempel orakelte Apoll durch den Mund seiner in Trance versetzten Seherin (Pythia) Bittstellern in vieldeutigen Sprüchen die Zukunft, ohne den Menschen die Verantwortung für ihr Tun abzunehmen: Wer den Gott falsch verstand war selber schuld. Dass das Orakel den Ruf hatte, unfehlbar zu sein, hängt wohl auch mit den oft mehrdeutigen oder kryptischen Antworten zusammen. Aufgrund der Visionen des Orakels wurden Kriege geführt, Ehen besiegelt und Reisen unternommen. Weiter oben am Berghang zeugen ein Theater und ein Stadion davon, dass in Delphi alle vier Jahre sportliche und musische Wettkämpfe ausgetragen wurden. Wir fahren nach Itea an den Golf von Korinth, wo wir endlich unsere zur Neige gegangenen Vorräte auffüllen können. Über den 850 m hohen Amplema-Pass erreichen wir in der Nähe von Lamia mit dem Golf von Maliakos wieder das Meer. Auf dem Interstation Camping östlich von Stilida finden wir einen Platz für die Nacht. Als ein Gewitter heranzieht räumen wir schnell alles wieder ins Auto, doch es bleibt trocken und wir können doch noch draußen zu Abend essen. Ein kleiner Spaziergang führt uns über den Platz an den Kiesstrand. Über den Golf von Maliakos blicken wir nach Lamia. Die Wolken des vorbeigezogenen Gewitters verhindern einen schönen Sonnenuntergang.
Donnerstag, 10.05.2012: Die nahe Schnellstraße sorgt in der Nacht für etwas Unruhe, so dass wir nicht so schlafen können. Zum Aufwachen beginnen wir den Tag mit einem erfrischenden Bad im Golf von Maliakos. Über Lamia, die Pässe Stena Fourkas (1.200 m) und Domokos (500 m), Karditsa und Trikala erreichen wir das breite Urstromtal des Pinios. Bei Kalambaka ragen Felsnadeln und –klötze mit bis zu 400 m hohen, von Wind und Wetter glatt geschliffenen Steilwänden aus der Flussebene und dem angrenzenden Hügelland bizarr in den Himmel. Seit dem 9. Jh. ließen sich hier Eremiten nieder. Im 14. Jh. wurde Moni Megalo Meteoro als erstes Kloster von frommen Männern mit bergsteigerischen Fähigkeiten auf einem Felsen errichtet, 23 weiter folgten. Essen und Material wurden über Taue und Strickleitern nach oben gehievt. Später brachte man auch Aufzugseile an, an denen Netze als abenteuerliche Fahrgastzellen befestigt waren, die zum Teil heute noch zu sehen sind. Heute sind noch sechs Klöster erhalten und von Mönchen oder Nonnen bewohnt. Eine Panoramastraße schlängelt sich zwischen Kalambaka und Kastraki zwischen den Felsen hindurch und bietet immer wieder phantastische Ausblicke auf diese einmalige Landschaft und die Klosteranlagen, die auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste zu finden sind. Als wir Kalambaka erreichen gibt es einen Gewitterschauer, den wir zunächst auf einem der Parkbuchten entlang der Panoramastraße aussitzen wollen. Regenpausen nutzen wir für die ersten Fotos. So arbeiten wir uns langsam von Parkbucht zu Parkbucht weiter vor. Dem Kloster Moni Megalo Meteoro, einem beeindruckenden Bau auf dem höchsten Felsen des Tales, 613 m über dem Meeresspiegel, statten wir einen Besuch ab. Räume mit alten Gerätschaften, wunderschöne Fresken und natürlich grandiose Ausblicke über das Tal belohnen uns für die Mühe des Aufstiegs. Auf dem Weg hinunter nach Kastraki machen wir weitere Fotostopps. Auf dem Camping „The Cave“ beziehen wir einen Stellplatz am Fuße der Felsen mit herrlicher Aussicht. Nach dem Abendessen unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang entlang der Straße und genießen die Aussicht auf Felsen und Klöster im Licht der tief stehenden Sonne. Als wir wieder am Auto sind, spendiert uns der Campingplatzbetreiber einen Espresso. Als sich über den Felsen ein Regenbogen bildet, schnappen wir uns noch einmal die Kameras. Meteora ist ein außergewöhnlicher Ort und sicherlich einer der Höhepunkte unserer Tour durch Griechenland.
Freitag, 11.05.2012: In der Nacht fängt es an zu regnen und auch am Morgen hat sich das Wetter noch nicht gebessert. So verzichten wir auf eine weitere Runde auf der Panoramastraße und machen uns gleich auf den Weg. Über Trikala und Larissa nähern wir uns wieder der Küste. Unser Weg führt uns durch das Tempe-Tal, eine dramatische Schlucht, die der Pinios 25 km nordöstlich von Larissa zwischen dem Olymp und dem Ossa gegraben hat. Das 8 km lange Tal ist an seiner engsten Stelle nur 40 m breit und wird von Hängen eingefasst, die bis zu 500 m hoch aufragen. In dem kleinen Ort Platamonas machen wir eine Mittagspause und gehen ein Stück am Strand und der Hafenpromenade spazieren. Über dem Ort thront eine Festung aus dem 13. Jh., die den Übergang von Makedonien nach Thessalien bewacht. Da sich das Gebirgsmassiv des 2.918 m hohen Olymps heute unter einer Wolkenschicht versteckt, beziehen wir auf dem Camping Olympos Beach in Plaka, am Fuße des Gebirges Quartier für die Nacht. Die recht frühe Ankunft nutzen wir zum Wäschewaschen und ich schreibe einen neuen Bericht für die Homepage. Als wir gerade den Tisch zum Abendessen gedeckt haben und die Wäsche auf der Leine schon fast trocken ist, gibt es einen Schauer. Schnell räumen wir den Tisch wieder ab und greifen uns die Wäsche. Das Abendessen findet dann drinnen statt und der Schauer ist nach wenigen Minuten auch schon wieder vorbei. Ein kleiner Spaziergang führt uns mit Blick auf den wolkenverhangenen Olymp zu einer kleinen Schweinefarm. Die Tiere haben freien Auslauf und vom Frischling bis zum kapitalen 300 kg Tier ist alles vertreten. Die Schweine werden gerade gefüttert, was für ordentliche Bewegung sorgt und uns als Zuschauer richtig Spaß macht. Wir kommen mit dem Farmer ins Gespräch und unterhalten uns sehr nett zunächst über seine Tiere und anschließend über die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage Griechenlands.
Samstag, 12.05.2012: Am Morgen gibt es einen kurzen Schauer, klart aber sofort wieder auf. Auch wenn die Gipfel des 40 km langen und 30 km breiten Olymp-Massivs wolkenverhangen sind, starten wir die Auffahrt zum Olympus National Park. Von Litohoro führt eine, bis auf die letzten paar Hundert Meter, gut ausgebaute Straße zur Wanderstation Prionia auf 1.100 m Höhe. Hier beginnt das gut ausgebaute Wegenetz des Parks mit Schutzhütten und ausgewiesenen Routen bis hinauf auf den 2.918 m hohen Mytikas, den Wohnsitz der Götter. Wir begnügen uns mit einem kurzen Spaziergang in beide Richtungen des Wanderweges und können dabei eine kleine Schlange und einige Eidechsen beobachten. Auf dem Rückweg halten wir noch für einen Fotostopp und erkennen bereits, dass sich die Wolken über dem Massiv wieder verdichten. Als wir das Tal erreicht haben, ist von den Gipfeln nichts mehr zu sehen und es sieht so aus, als ob es dort oben bereits regnet. Wir fahren weiter nach Thessaloniki, finden mit etwas Mühe einen zentrumsnahen Parkplatz und machen uns auf den Weg. Da es schon donnert als wir losgehen nehmen wir Regenjacke bzw. Schirm mit. Wir haben gerade unser Eis gegessen und die ersten Bilder vom Weißen Turm, dem Wahrzeichen der Stadt, gemacht, als das Gewitter losgeht. Der Weiße Turm wurde Ende des 15. Jh. von den Osmanen als Teil der Stadtmauer errichtet und beherbergt heute ein Museum zur Stadtgeschichte. Wir stellen uns unter, um das Schlimmste abzuwarten. Als der Regen etwas nachlässt sehen wir uns noch den Galerius-Bogen aus dem Jahr 305 und die Rotonda an. Letztere ist ein massiver Rundbau, der einst von Kaiser Galerius als Mausoleum errichtet wurde, 100 Jahre später in eine christliche Kirche und 1591 in eine Moschee umgewandelt wurde. Damit beenden wir unseren Besuch von Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands, die uns nicht so gut gefallen hat. Wir fahren weiter auf die Halbinsel Chalkidiki, die wir uns in den nächsten Tagen ansehen wollen. Wir haben uns den Campingplatz Akti Retzika in der Nähe von Epanomi ausgesucht. Im Campingführer steht etwas von 350 m unbefestigter Straße, unser Navi findet einen Weg mit deutlich mehr, zum Teil zerfahrener und ausgewaschener Piste. So sind wir froh, als wir den Platz schließlich erreicht haben. Geli nimmt noch ein erfrischendes Bad im Thermäischen Golf mit dem Olymp-Massiv als im Dunst verschwommene Kulisse.
Sonntag, 13.05.2012: Wir fragen auf dem Campingplatz nach dem richtigen Weg und haben tatsächlich schon nach wenigen Hundert Metern wieder Asphalt unter den Rädern. Geli entdeckt eine Autowaschanlage am Straßenrand und wir können unseren Roadrunner endlich wieder einmal vom Dreck der letzten Wochen befreien. Unser heutiges Ziel ist Kassandra, der westliche „Finger“ der Halbinsel Chalkidiki. Ein 1.250 m langer Kanal macht die Kassandra zur Insel, die seit 1970 über eine Brücke mit dem Festland verbunden ist. In Nea Fokea unternehmen wir einen kleinen Spaziergang an der Bucht, die von einem 17 m hohen Wehrturm bewacht wird. Durch Kalithea, dem Touristen- und Nightlifezentrum der Chalkidiki fahren wir nur durch. An der Westküste halten wir in Nea Skioni, gehen auch hier ein Stück an der Bucht entlang und beobachten den Badebetrieb. Zurück auf der Ostseite der Kassandra parken wir am Ortsrand von Afitos und spazieren in den Ort, in dem noch viel ursprüngliche Bausubstanz erhalten geblieben ist und der Tourismus in etwas sanfterer Form betrieben wird. In der Nähe der Platia, der hübschen Dorfplatzes, finden wir ein kleines Restaurant und bestellen uns verschiedene Vorspeisen: Zucchini-Klöße, gepökelte Makrele und gebratener Salzkäse schmecken vorzüglich. Dazu gibt es geröstetes Brot und Pommes Frites. Zum Nachtisch bekommen wir noch Teigbällchen mit Honig spendiert – ebenfalls sehr gut. Frisch gestärkt unternehmen wir einen Rundgang durch den Ort mit seinen Panorama-Terrassen oberhalb der Bucht. Nea Potidea, der Ort unterhalb der Brücke zum Festland gefällt uns nicht so gut, so dass der Stopp hier entsprechend kurz ausfällt. Wir verlassen die Kassandra und fahren an der Küste des Toroneischen Golf entlang zum mittleren Finger der Chalkidiki, der Sithonia. Einige Kilometer südlich von Nikitas beziehen wir auf dem in einer sehr schönen Badebucht gelegenen Campingplatz Mitari einen Stellplatz. Geli nutzt die Gelegenheit und springt gleich erst einmal in die erfrischenden Fluten. Zum Abendessen gibt es nur noch ein paar Erdbeeren, da wir immer noch satt vom Mittagessen sind. Den Abschluss des Tages bildet der Film „Virgin Territory“.
Montag, 14.05.2012: Ich kann in der Nacht nur sehr schlecht schlafen. Um 6:00 Uhr kann ich nicht mehr liegen und setze mich nach unten und lese. Geli hat so noch über eine Stunde Ruhe. Wir beginnen den Tag mit einem Bad im Toroneischen Golf und nutzen die Freiluftduschen am Strand um das Salzwasser wieder abzuspülen. So erfrischt machen wir uns auf die Rundfahrt über die Halbinsel Sithonia. Am Ortsrand von Neos Marmaras stellen wir den Wagen ab und bummeln hinunter zum Hafen. Der kleine Ort liegt sehr schön an drei Buchten und hat ein mediterranes Flair. Die Küstenstraße bietet immer wieder schöne Ausblicke und wir machen in Porto Koufos, das in einer geschützten Bucht liegt, einen weiteren Stopp. Wir fahren um die Südspitze der Halbinsel herum und erreichen die schroffere Ostküste. Die kleinen Strandabschnitte schmiegen sich in felsige Buchten entlang der Steilküste. Am Ortsrand von Sarti kaufen wir ein frischen Brot, zwei mit Käse gefüllte Teigkringel für Zwischendurch und essen ein leckeres Eis. Am Strand von Sarti machen wir eine kleine Pause und genießen den Blick über den Singitischen Golf auf den 2.033 m hohen, heiligen Berg Athos auf der gleichnamigen dritten Halbinsel Chalkidikis. Athos ist eine halbautonome Klosterrepublik deren Besuch nur Männern und das auch nur nach der Erteilung eines speziellen Visums gestattet ist. Wir verlassen die Halbinsel Sithonia und fahren durch das bergige Festland Chalkidikis nach Olymbiada. Hier legen Archäologen die antike Stadt Stageira frei, in der 384 v. Chr. Aristoteles geboren wurde. Bei Stavros verlassen wir die Chalkidiki und fahren auf der Küstenstraße am Strymonischen Golf entlang. Wir suchen einen freien Stellplatz, stoßen jedoch auf ausdrückliche Verbotsschilder gegen das freie Camping. So bleibt uns nichts weiter übrig als bis vor die Tore von Kavala weiterzufahren, wo wir auf dem Camping Akti Kavalas Batis unterkommen. Nach der schlechten letzten Nacht geht es heute etwas früher ins Bett.
Dienstag, 15.05.2012: In der Nacht gibt es kräftiges Gewitter, doch selbst das kann meinen tiefen Schlaf nicht wesentlich stören. So ist es heute Geli, die nicht so richtig ausgeschlafen ist. Nach dem Frühstück planen wir die weitere Route: Geli hat entgegen den ursprünglichen Planungen Bedenken in die Türkei zu fahren. Die letzten Anschläge der PKK und die nicht flächendeckende Versorgung mit Campingplätzen machen ihr zu schaffen. Als Alternativen kommen die vorzeitige Rückreise durch Bulgarien und Serbien mit anschließendem längerem Aufenthalt in Ungarn oder ein verlängerter Aufenthalt in Griechenland und die Rückreise mit der Fähre nach Italien in Betracht. Wir diskutieren Vor- und Nachteile, fällen aber noch keine Entscheidung. Nach einem kurzen Rundgang über den Campingplatz und an die schöne Badebucht machen wir uns auf den Weg nach Kavala. Im Ort ist sehr viel los und wir finden nur mit Mühe einen Parkplatz am Hafen. Zwischen zwei Buchten ragt die Halbinsel Panagia in die Ägäis hinein, auf der die von mittelalterlichen Mauern umgebene Altstadt mit der Burg aus dem 15. Jh. liegt. Wir kaufen bei einem Bäcker noch ein paar Leckereien für später und verlassen durch das 60 m hohe Aquädukt mit seinen 60 doppelstöckigen Bögen (1550) die Stadt. Unser nächstes Ziel ist der Vistonis-See, den wir bei dem kleinen Ort Lagos erreichen. Hier sehen wir die Spuren des Gewitters, das wir während der Fahrt aus der Ferne beobachten konnten: Alles ist nass und es liegen noch die recht großen Hagelkörner herum, die das Unwetter im Gepäck hatte – Glück gehabt. Der Vistonis-See mit seinen Überschwemmungsgebieten, Schilfbereichen und Salzmarschen bildet ein einzigartiges Ökosystem und Heimat für eine artenreiche Vogelpopulation. Wir sehen einige Krauskopfpelikane über uns hinwegziehen, in weiter Ferne stehen rosarote Flamingos im seichten Wasser und entlang der Straße suchen die schneeweißen Seidenreiher nach Nahrung. Für Fotos oder Filmaufnahmen kommen wir allerdings nicht nahe genug an die Tiere heran. Über eine Fußgängerbrücke erreichen wir zwei kleine Inseln auf denen die Gebäude des Klosters Agios Nikolaos mitten im Wasser stehen. Das abziehende Gewitter im Hintergrund sorgt für teilweise dramatische Lichtstimmungen. Ein kurzer Abstecher führt uns bei Fanari noch einmal ans Meer. Am Südufer des Sees machen wir noch eine Pause und fahren dann weiter nach Alexandroupolis, wo wir auf dem städtischen Campingplatz direkt am Strand Quartier beziehen. Bei einem Spaziergang über den Platz und am Strand entlang können wir zwei Kitesurfer beobachten, die sich trotz oder gerade wegen des starken Windes auf das Wasser wagen. Im Hintergrund sehen wir schon die türkische Küste, die nur wenige Kilometer entfernt ist. Bevor wir es uns auf unserem Platz gemütlich machen, trinken wir in einer Strandbar noch einen Eiskaffee. Bezüglich der weiteren Route fällt die Entscheidung für Griechenland und die Fährverbindung nach Italien aus. Es gibt in Nordgriechenland noch einige sehenswerte Ziele und sofern die gescheiterte Regierungsbildung und die für den 17. Juni angesetzten Neuwahlen nicht zu Unruhen führen, wollen wir uns diese noch ansehen.
Mittwoch, 16.05.2012: Mit einem Bad in den erfrischenden Fluten der Ägäis starten wir in den Tag. Entlang der über einen Kilometer langen Uferpromenade fahren wir durch das erst 1871 gegründete Alexandroupolis. Am Leuchtturm aus dem Jahr 1880 finden wir leiden keinen Parkplatz und fahren weiter. Unser erstes Ziel ist das Evros-Delta im Grenzgebiet zwischen Griechenland und der Türkei. Wir halten am Visitor Centre und lassen uns eine Karte geben. Auf einer unbefestigten Straße geht es hinein in eines der bedeutendsten Feuchtgebiete Europas. Von den über 300 Vogelarten, die hier heimisch sind, bekommen wir leider nur einige Schwäne und ein paar Löffler zu sehen. Nach einem kurzen Spaziergang an der Drana Lagoon verlassen wir das Delta wieder und fahren parallel zur türkischen Grenze nordwärts. In Soufli, einer Kleinstadt am Oberlauf des Evros, besuchen wir das Seidenmuseum. Hier erfahren wir wie Seidenraupen gezüchtet werden, sich verpuppen und wie aus ihren Kokons Seidenstoffe entstehen. Etwas weiter südlich besuchen wir dann den National Forest Park Dadia, das größte zusammenhängende Waldgebiet Griechenlands. Das Gebiet liegt an einer der zwei größten Vogelzugstrecken Europas; 36 der 38 bekannten und teilweise seltenen europäischen Raubvogelarten nisten hier. Da die Minibusse zum Beobachtungsstand nicht fahren machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Etwa eine Stunde brauchen wir auf einem mit farbigen Tafeln markierten Pfad durch den Wald. In der Hütte sitzt ein Mitarbeiter des Parks und hat ein Spektiv auf den Fütterungsplatz ausgerichtet. Wir können einige Gänse- und Mönchsgeier sowie einen Seeadler beobachten. Für den Rückweg, auf einem anderen Waldpfad brauchen wir 45 Minuten und treffen dabei noch auf eine Schildkröte. Damit sind wir nach zweieinhalb Stunden wieder am Auto und machen uns nach einer kurzen Verschnaufpause auf den Rückweg nach Alexandroupolis. Auf dem Campingplatz nutzen wir das WLAN-Netz zum Mailverkehr und können auch mit Sigrid, Thomas und Alexander skypen. Wir erkundigen uns außerdem nach den Fährpreisen in Richtung Italien. Auf www.tagesschau.de erfahren wir, dass die Griechen jetzt massenhaft Geld abheben und in Sicherheit bringen – mal sehen wie sich die Lage hier entwickelt, vielleicht müssen wir unsere Pläne noch kurzfristig ändern.
Donnerstags, 17.05.2012: Auch starten wir mit einem Sprung in die Ägäis. Die Brandung ist heute sehr stark und das Schwimmen daher etwas schwierig. Mit dem heutigen Tag beginnt die Heimreise, durch den Wegfall des Türkeibesuchs wesentlich früher als ursprünglich gedacht. Der Versuch in Komotini das aufwendig restaurierte, von Weinlaub überrankte Basar-Viertel zu besuchen, scheitert an der überfüllten Innenstadt, in der es keinen Parkplatz für uns gibt. So fahren wir gleich unser nächstes Ziel, die Nestos-Schlucht nördlich von Galani an. Vom Südende der Schlucht wandern wir auf einem aussichtsreich angelegten Spazierweg ein Stück an der Schluchtwand entlang. Es ziehen dunkle Wolken auf und als wir wieder am Auto sind, beschließen wir heute etwas „Strecke zu machen“. Auf einem Rastplatz an der Autobahn in der Nähe von Kavala machen wir eine Pause, trinken einen Cappuccino fredo (eisgekühlt) und essen ein Stück Kuchen dazu. Trotz des stellenweise strömenden Regens kommen wir gut voran, nur gebremst von den Mautstationen, an denen wir die Benutzungsgebühr für die einzelnen Autobahnabschnitte entrichten müssen. Hinter Thessaloniki biegen nach Süden ab und erreichen in Plaka wieder den Camping Olympos Beach, auf dem wir vor einer knappen Woche schon einmal zu Gast waren. Der Platz ist vom Regen aufgeweicht und beim Versuch unseren „alten“ Stellplatz wieder zu beziehen, drohen wir uns festzufahren. Wir finden einen Platz, den wir ohne Probleme erreichen können und hoffen hier morgen auch wieder weg zu kommen. Noch vor dem Abendessen sitzen wir an den Rechnern: Geli arbeitet am Italienvideo, ich an den Fotos und dem Reisebericht. Nebenbei skypen wir mit Gelis Vater und Tante. Mit dem Film „Whip It“ beenden wir den Tag.
Freitag, 18.05.2012: Es regnet fast die ganze Nacht und lässt erst am Morgen etwas nach. Unser erstes Ziel ist Vergina, wo König Philipp II. 336 v. Chr. auf der Hochzeit seiner Tochter ermordet wurde. Ein rekonstruierter und wieder begrünter Grabhügel (tholos) von 13 m Höhe und 100 m Durchmesser birgt ein hochmodernes Museum mit dem Königsgrab Philipps II. und den dort gefundenen Pretiosen aus Gold, Edelsteinen und Elfenbein. Leider ist das Filmen und Fotografieren in der Weltkulturerbestätte nicht gestattet, so dass wir uns mit dem bloßen Betrachten der Anlage und der prächtigen Grabbeigaben begnügen müssen. Wir fahren über eine Nebenstraße nordwärts nach Edessa. Die Attraktion des Ortes ist ein 25 m hoher, künstlicher Wasserfall, der sich von der Felsterrasse, auf der die Stadt erbaut wurde, in eine fruchtbare Ebene stürzt. Ein Weg führt hinter die Wasserfälle und bietet eine völlig andere Perspektive auf die donnernden Wassermassen. Am Ostufer des Vegoritis Sees fahren wir wieder südwärts und erreichen bei Kozani wieder die Autobahn, der wir westwärts folgen. Auf landschaftlich schöner Strecke geht es durch das Pindos-Gebirge, Tunnel führen teilweise durch die Berge hindurch. Leider gibt es kaum Rast- oder Parkplätze die Fotos dieser schönen Landschaft ermöglichen würden. In Ioannina, der Hauptstadt des Epirus, beziehen wir auf dem Camping Limnopoula direkt am Westufer des Pamvotis-Sees Quartier. Im Licht der tief stehenden Sonne geben der See und die ihn umgebenden Berge, sowie einige Haubentaucher schöne Fotomotive ab.
Samstag, 19.05.2012: Unser heutiges Ziel ist das Gebiet der Zagorochoria, eine Gruppe von 46 erhaltenen ursprünglichen Bergdörfern. Der Name leitet sich aus der alten slawischen Bezeichnung „za Gora“ (hinter dem Berg) und dem griechischen Wort für Dörfer „choria“ ab. Das Bergland liegt abseits der Hauptstraßen zwischen dem 1.810 m hohen Mitsikeli- und dem 2.497 m hohen Timfi-Gebirge. Der Wohlstand der früheren Handwerks- und Handelszentren zeigt sich in vielen steinernen Brücken, die Flüsse und Bäche überspannen. Auf unserer Fahrt nach Kipi liegen 5 der insgesamt 53 Steinbrücken der Zagorochoria. Weiter geht es in den Vikos-Aoos National Park, den buchstäblichen und symbolischen Mittelpunkt der Zagorochoria. Unser Ziel ist der Vikos-Balkon, ein Aussichtspunkt mit einem grandiosen Blick in die 15 km lange und bis zu 900 m tiefe Vikos-Schlucht. Über eine schmale Passstraße gelangen wir nach Aristi und von dort zu einer weiteren Steinbrücke am Voidomatis Fluss. Unser letztes Ziel ist Konitsa nahe der albanischen Grenze. Hier überspannt eine besonders schöne und große Steinbrücke in einem weiten Bogen den Fluss Aoos. Der Besuch der Zagorochoria ist sicherlich der landschaftliche Höhepunkt unserer Reise durch Griechenland – ein wahrhaft krönender Abschluss. Von hier aus geht es zurück nach Ioannina und über die Autobahn weiter nach Igoumenitsa. Ohne Probleme bekommen wir ein Ticket für eine Superfast Fähre, die uns heute Nacht in knapp 10 Stunden nach Bari bringen wird. Für 204,25 € dürfen wir in unserem Camper übernachten und bekommen einen Stromanschluss, fast wie auf einem Campingplatz. Nach fast genau vier Wochen verlassen wir Griechenland. Es hat uns sehr gut gefallen und die Griechen sind ein überaus freundliches Volk. |